URS LÜTHI

ART IS THE BETTER LIFE

30. May – 27. September 2009

In Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Luzern (Ausstellung vom 7. Februar bis 10. Mai 2009) zeigt die Sammlung Falckenberg eine Retrospektive des 1947 in Kriens/Kanton Luzern geborenen Urs Lüthi. Die Ausstellung umfasst nicht nur die wichtigsten Einzelwerke wie etwa die fotografischen androgyn inszenierten Selbstportraits und die verschiedenen, von Lüthi in „Ordnungen" vereinten Werksgruppen, sondern stellt auch das Frühwerk ab Mitte der 1960er Jahre sowie die neuesten Arbeiten vor.

Lüthi ist begnadeter Selbstinszenierer. Er hat die verschiedensten Rollen übernommen und dabei sein Person und seine Biografie unmittelbar und bildgewaltig in seine Werke integriert. Im Rückblick wird seine Faszination für die Vielfalt der Medien und sein künstlerischer Wille, in unterschiedlichen Gattungen Werke von fast klassischer Wirkung zu schaffen, deutlich. Einzelne Themen und Aspekte greift er immer wieder auf, kombiniert sie neu und erweitert sie durch neue Bildfindungen. So staunte man zu Beginn der 1980er Jahre, dass Lüthi zu malen begann, denn bekannt geworden war er mit Fotografien, die heute zu den Ikonen der Transformer-Kunst der 1970er Jahre zählen. Vergessen war, dass Lüthi 1966 bereits als 19Jähriger in Bern eine Einzelausstellung mit großformatigen Gemälden bestritten und mit diesen in der Kunstszene große Aufmerksamkeit erlangt hatte.

Die Arbeiten der 90er Jahre bis hin in die jüngste Gegenwart sind in hohem Maße dem Thema Werbung und ihren ästhetischen Strategien gewidmet. So entstanden Werke in den unterschiedlichsten Medien, die mit der Hochglanzästhetik der Werbung einhergehende Veränderungen des Individuums hinterfragen.

Heute erkennen wir in Urs Lüthi den Ästheten, der seine Bildaussagen, so hochtrabend oder ironisch sie auch daherkommen mögen, stets mit einer Begeisterung für das künstlerische Handwerk verbindet. Lüthi ist ebenso ein begnadeter Zeichner, Drucker, Maler und Bildhauer wie Erzähler und Inszenator von großen Geschichten und kleinen Gefühlen. Diese Dialektik von Form und Inhalt, die den Betrachter und die Betrachterin zu einer ästhetischen wie intellektuellen Erfahrung führt, prägt sein Oeuvre.

Das Ausstellungskonzept wurde von Christoph Lichtin, dem Sammlungskonservator am Kunstmuseum Luzern, in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler entwickelt. Dieser Umstand soll auch zum Ausdruck bringen, welche Bedeutung die Ausstellungsgestaltung als Teil Lüthis Schaffens einnimmt. Bereits 1966 arbeitete Lüthi installativ, inszenierte seine Kunst im Sinne einer dialektischen Erfahrungsgestaltung. Die Ausstellung folgt keiner Chronologie, sondern macht die großen thematischen Linien innerhalb des Gesamtwerks deutlich, indem Räume mit Exponaten aus verschiedenen Werksphasen eingerichtet werden.

Mit Luzern ist der heute in München lebende und an der Kunsthochschule Kassel lehrende Künstler stark verbunden. Hier wurde er geboren, verbrachte seine ersten Lebensjahre und hatte bedeutende Auftritte in den berühmten, von Jean-Christophe Ammann kuratierten Ausstellungen „Visualisierte Denkprozesse" (1970) und „Transformer - Aspekte der Travestie" (1974). Seine Ausstellungen führten ihn in die wichtigsten Institutionen der Schweiz und Europas. Ein Höhepunkt war sein Beitrag im Schweizer Pavillon auf der Biennale in Venedig 2001.

Die Ausstellung in Hamburg wird von dem Künstler und Harald Falckenberg gemeinsam kuratiert. Sie ist von einer Publikation in Form eines Gebetsbuchs mit über 1.800 Seiten begleitet, die von Edizioni Periferia herausgegeben wird. Sie enthält neben einem Abbildungsteil mit Ausstellungsansichten von 1963 bis heute Texte von Christoph Lichtin, Rainer Michael Mason und Valerio Dehò.